fast mein märchen ...
Dornröschen ist ein gutes Kind. Vor lauter Gaben und Talenten weiß es gar nicht so recht, was es eigentlich werden soll. Sein Vater holt es von jedem Fest ab, und versucht nach bestem Wissen alle Gefahren aus dem Weg zu räumen. Nie hat Dornröschen gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Schmerzen sind unbedingt zu vermeiden, denkt es, und tut keinem Menschen wissentlich etwas zu Leide. Und dann kommt der Moment, wo Dornröschen beginnt, erwachsen zu werden. Wo seine Neugier erwacht, wo es aus dem wunderschönen Palast einfach weggehen sollte. Und es geht allein in ein Zimmer, wo es noch nie gewesen ist, dort sitzt eine alte Frau und spinnt. Dornröschen hat natürlich keine Angst, alle Ängste um sie hat ja der Vater gelitten, Dornröschen nimmt – nicht gerade geschickt – die Spindel in die Hand und wird verletzt. Nichts hat sie auf den Schmerz vorbereitet, sie fängt an, sich zu weigern zu leiden.
Statt leben zu gehen, schläft Dornröschen ein. Und rund ums Haus fängt die Hecke an zu wuchern. Das kann eine schöne Fassade werden, es kann sein, dass Dornröschen seine weiteren Jahre mit traumwandlerischer Sicherheit verbringt. Viele Dornröschen sind noch gar nicht aufgewacht – das abgegrenzte, ruhige Leben, das sie führen, lässt sie besonders gut schlafen. Niemand stört ihre Ruhe.
Bei anderen Dornröschen fallen zahllose Jünglinge aus der Hecke – sie haben ihr Glück probiert – doch Dornröschen merkt es nicht einmal. Weil Dornröschen schläft, braucht es so wenig, und Dornröschen hat gelernt zu schlafen. Es findet seine Ruhe in den Büchern, es braucht nicht einmal Musik, denn die rührt es manchmal an.
Doch eines Tages – und dieser Zeitpunkt kommt – wacht Dornröschen auf.
Jetzt könnte folgendes sein:
Nichts hat sich verändert, als Dornröschen schlief – sie lebt einfach weiter hinter der Hecke, sie hat immer noch die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern, und irgendein Jüngling, der zufällig gerade da war, als die Hecke sich in Blumen verwandelte, lebt und schläft neben ihr. Er hat sich in die schlafende Frau verliebt, von der er nichts weiß und jetzt ist er da.
Alles hat sich verändert, als Dornröschen schlief – sie wacht auf und erkennt die Welt nicht wieder. Da wird sie sehr sehr traurig. Sie erkennt, was sie alles tun hätte können, wenn sie nicht geschlafen hätte, ist mit sich nicht zufrieden, und hat auch Mitleid mit denen, die früher vergeblich versucht haben, sie zu wecken. Mit denen, die ihr andere Träume angeboten haben. Mit denen, für die sie unerreichbar war. Sie glaubt, gar nicht mehr schlafen zu dürfen. Sie bekommt große Angst.
Und dann gibt es noch die dritte Möglichkeit:
Dornröschen erwacht und zieht Bilanz. Sie weiß, dass sie immer wieder aufwachen wird, auch wenn sie sich immer noch Schlaf gönnt. Sie hat gelernt, die ihr zugefügten Schmerzen anzunehmen, und sie weiß, dass das Leben aus Tag und Nacht besteht. Sie braucht die Hecke nicht mehr, sie kann selber nein sagen, wenn Jünglinge aus den falschen Motiven hochklettern wollen, sie kann ihre eigenen Blumen pflegen und wachsen lassen, sie kann sich um ihr Kind kümmern und sie kann den Menschen ihre Träume erzählen....
Statt leben zu gehen, schläft Dornröschen ein. Und rund ums Haus fängt die Hecke an zu wuchern. Das kann eine schöne Fassade werden, es kann sein, dass Dornröschen seine weiteren Jahre mit traumwandlerischer Sicherheit verbringt. Viele Dornröschen sind noch gar nicht aufgewacht – das abgegrenzte, ruhige Leben, das sie führen, lässt sie besonders gut schlafen. Niemand stört ihre Ruhe.
Bei anderen Dornröschen fallen zahllose Jünglinge aus der Hecke – sie haben ihr Glück probiert – doch Dornröschen merkt es nicht einmal. Weil Dornröschen schläft, braucht es so wenig, und Dornröschen hat gelernt zu schlafen. Es findet seine Ruhe in den Büchern, es braucht nicht einmal Musik, denn die rührt es manchmal an.
Doch eines Tages – und dieser Zeitpunkt kommt – wacht Dornröschen auf.
Jetzt könnte folgendes sein:
Nichts hat sich verändert, als Dornröschen schlief – sie lebt einfach weiter hinter der Hecke, sie hat immer noch die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern, und irgendein Jüngling, der zufällig gerade da war, als die Hecke sich in Blumen verwandelte, lebt und schläft neben ihr. Er hat sich in die schlafende Frau verliebt, von der er nichts weiß und jetzt ist er da.
Alles hat sich verändert, als Dornröschen schlief – sie wacht auf und erkennt die Welt nicht wieder. Da wird sie sehr sehr traurig. Sie erkennt, was sie alles tun hätte können, wenn sie nicht geschlafen hätte, ist mit sich nicht zufrieden, und hat auch Mitleid mit denen, die früher vergeblich versucht haben, sie zu wecken. Mit denen, die ihr andere Träume angeboten haben. Mit denen, für die sie unerreichbar war. Sie glaubt, gar nicht mehr schlafen zu dürfen. Sie bekommt große Angst.
Und dann gibt es noch die dritte Möglichkeit:
Dornröschen erwacht und zieht Bilanz. Sie weiß, dass sie immer wieder aufwachen wird, auch wenn sie sich immer noch Schlaf gönnt. Sie hat gelernt, die ihr zugefügten Schmerzen anzunehmen, und sie weiß, dass das Leben aus Tag und Nacht besteht. Sie braucht die Hecke nicht mehr, sie kann selber nein sagen, wenn Jünglinge aus den falschen Motiven hochklettern wollen, sie kann ihre eigenen Blumen pflegen und wachsen lassen, sie kann sich um ihr Kind kümmern und sie kann den Menschen ihre Träume erzählen....
fantasia - 23. Feb, 21:34
Möglichkeit zwei sollte nicht wahr werden, ist aber so einfach (wenn auch selbstzerstörerisch)
Möglichkeit drei sollte immer wahr werden, ist aber am schwierigsten. Und bei Dornröschen sehr unwahrscheinlich, denn wenn sie nie leben gelernt hat, wo soll sie auf einmal diese Erkenntnis her haben?
Könnte sie eigentlich auch wieder einschlafen? Auch irgendwie unwahrscheinlich, oder?
deine interpretation
ad möglichkeit eins:
und ob das geht - nachdenken verboten...
möglichkeit zwei - die selbstzerstörung tut ziemlich weh, wenn du sie so wie ich durchführst
möglichkeit drei - drum stell ich mich ja so an;-)
aber es ist ja nur ein märchen ...
ich denk mir jetzt ein neues aus.
M2 wird endgültig ad acta gelegt
und M3 ist wahrscheinlich schon wahr, wenn du solche Texte schreiben kannst!!
Ich freu mich jedenfalls auf das nächste Märchen.