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Montag, 23. Februar 2004

fast mein märchen ...

Dornröschen ist ein gutes Kind. Vor lauter Gaben und Talenten weiß es gar nicht so recht, was es eigentlich werden soll. Sein Vater holt es von jedem Fest ab, und versucht nach bestem Wissen alle Gefahren aus dem Weg zu räumen. Nie hat Dornröschen gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Schmerzen sind unbedingt zu vermeiden, denkt es, und tut keinem Menschen wissentlich etwas zu Leide. Und dann kommt der Moment, wo Dornröschen beginnt, erwachsen zu werden. Wo seine Neugier erwacht, wo es aus dem wunderschönen Palast einfach weggehen sollte. Und es geht allein in ein Zimmer, wo es noch nie gewesen ist, dort sitzt eine alte Frau und spinnt. Dornröschen hat natürlich keine Angst, alle Ängste um sie hat ja der Vater gelitten, Dornröschen nimmt – nicht gerade geschickt – die Spindel in die Hand und wird verletzt. Nichts hat sie auf den Schmerz vorbereitet, sie fängt an, sich zu weigern zu leiden.
Statt leben zu gehen, schläft Dornröschen ein. Und rund ums Haus fängt die Hecke an zu wuchern. Das kann eine schöne Fassade werden, es kann sein, dass Dornröschen seine weiteren Jahre mit traumwandlerischer Sicherheit verbringt. Viele Dornröschen sind noch gar nicht aufgewacht – das abgegrenzte, ruhige Leben, das sie führen, lässt sie besonders gut schlafen. Niemand stört ihre Ruhe.
Bei anderen Dornröschen fallen zahllose Jünglinge aus der Hecke – sie haben ihr Glück probiert – doch Dornröschen merkt es nicht einmal. Weil Dornröschen schläft, braucht es so wenig, und Dornröschen hat gelernt zu schlafen. Es findet seine Ruhe in den Büchern, es braucht nicht einmal Musik, denn die rührt es manchmal an.
Doch eines Tages – und dieser Zeitpunkt kommt – wacht Dornröschen auf.
Jetzt könnte folgendes sein:
Nichts hat sich verändert, als Dornröschen schlief – sie lebt einfach weiter hinter der Hecke, sie hat immer noch die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern, und irgendein Jüngling, der zufällig gerade da war, als die Hecke sich in Blumen verwandelte, lebt und schläft neben ihr. Er hat sich in die schlafende Frau verliebt, von der er nichts weiß und jetzt ist er da.
Alles hat sich verändert, als Dornröschen schlief – sie wacht auf und erkennt die Welt nicht wieder. Da wird sie sehr sehr traurig. Sie erkennt, was sie alles tun hätte können, wenn sie nicht geschlafen hätte, ist mit sich nicht zufrieden, und hat auch Mitleid mit denen, die früher vergeblich versucht haben, sie zu wecken. Mit denen, die ihr andere Träume angeboten haben. Mit denen, für die sie unerreichbar war. Sie glaubt, gar nicht mehr schlafen zu dürfen. Sie bekommt große Angst.
Und dann gibt es noch die dritte Möglichkeit:
Dornröschen erwacht und zieht Bilanz. Sie weiß, dass sie immer wieder aufwachen wird, auch wenn sie sich immer noch Schlaf gönnt. Sie hat gelernt, die ihr zugefügten Schmerzen anzunehmen, und sie weiß, dass das Leben aus Tag und Nacht besteht. Sie braucht die Hecke nicht mehr, sie kann selber nein sagen, wenn Jünglinge aus den falschen Motiven hochklettern wollen, sie kann ihre eigenen Blumen pflegen und wachsen lassen, sie kann sich um ihr Kind kümmern und sie kann den Menschen ihre Träume erzählen....

wahnsinn ...

der grund für den wahnsinn steckt in einer geschichte voller selbstverlust und selbstentleibung. er setzt ein süchtiges liebesverhältnis voraus, das seine wahrheit beherrscht, das in einem geschlossenen lebensraum anhaltend bestanden hat und im gedächtnis fortbesteht.
aber der wahnsinn besteht auch darin, dass er dieses machtverhältnis in sich selbst weiterführt und seine zwischenmenschlichen lebensverhältnisse hierunter fortbestimmt. es ist daher völlig falsch, dem wahn eine besondere wahrheit zu verleihen, als wäre er der schamane unter den eunuchen. der wahn verliert seine notwendigkeit nur dadurch, dass sich ein mensch - meist muss es der oder die betroffenen selbst sein - zwischen die mächte der aufgehobenen identität, zwischen dem nichts und nichts anderes als etwas anderes wirklich zu machen versteht, also als wirklich veränderter mensch fortbesteht.
*

dieser absatz hat mich heut getroffen -
es ist schön, die welt einmal anders gesehen zu haben -
ich verabschiede mich hiermit davon, maria magdalena zu sein ...
(und noch ein paar andere ...)
mich erheitert meine bedeutungssuche, wo keine ist
z.B: namen eine zu geben - christian und michael - "willkommen in der welt des schmerzes" war das letzte beispiel, das mich "beeindruckt/geblendet/umgehauen" hat

und mein lieblingswort bleibt BEIDES ...

dornröschen fühlt den schmerz - statt leben zu gehen, schläft sie einfach ein.

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